Hier in Deutschland trifft dieses Phänomen deutlich an der Nordsee auf. Zweimal am Tag geht das Wasser weg und zweimal steigt es auch wieder. Aber warum ist das so?
Als Ebbe und Flut werden die Gezeiten bezeichnet, die dafür sorgen, dass der Wasserspiegel der Ozeane steigt (Flut) oder sinkt (Ebbe). Dieses Schauspiel tritt zweimal am Tag auf. Hier hebt und senkt sich der Wasserspiegel zwischen 2-3 Metern. Die Gründe hierfür liegen in der Physik.
Jeder Himmelskörper im Weltraum besitzt eine Anziehungskraft (Schwerkraft). Diese Anziehungskraft bewirkt zum Beispiel auch, dass wir Menschen auf der Erde stehen und nicht wahllos herum schweben.
Der Himmelskörper, der der Erde am nahsten ist, ist der Mond. Erde und Mond besitzen beide Anziehungskräfte, was dazu führt, dass sich beide anziehen. Eigentlich müssten sie ja irgendwann aufeinander prallen. Aber dadurch, dass der Mond um die Erde kreist, wirken die Anziehungskräfte der Erde den Fliehkräften der Mundumkreisung entgegen. Fliehkräfte entstehen durch die Drehung eines Körpers. Am einfachsten lässt sich das Phänomen beim Karussell beobachten. Je schneller sich das Karussell dreht, desto stärker wir man nach außen gedrückt.
Aber was hat das nun genau mit Ebbe und Flut zu tun? Dadurch, dass die Schwerkraft des Mondes die Erde anzieht, wird das Wasser auf der Erde angehoben. Es entsteht ein sogenannter Flutberg auf der mondzugewandten Seite. Auf der anderen Seite entsteht allerdings ein zweiter Flutberg. Dies liegt daran das hier die Fliehkräfte der Erde (die Erde dreht sich um sich selbst) stärker sind als die Anziehungskräfte des Mondes. Das Wasser wird also nach außen gedrückt und es entsteht ein zweiter Flutberg. Durch die Anziehungskraft des Mondes und die Fliehkraft der Erde entstehen also immer zwei Flutberge. Da das Wasser an diesen beiden Seiten ansteigt, sinkt es an den dazwischenliegenden Stellen. Dort herrscht also Ebbe.
Da sich die Erde innerhalb von 24h einmal um die eigene Achse gedreht hat, verschieben sich diese Flutberge natürlich und es kommt zu den bekannten Gezeiten. Zweimal am Tag kommt es also zu Ebbe und Flut, da die beiden Flutberge durch die Eigendrehung der Erde immer an anderen Stellen auftreten.
Allerdings hat nicht nur die Schwerkraft des Mondes Auswirkungen auf den Wasserspiegel der Ozeane. Auch die Anziehungskraft der Sonne hat einen Einfluss auf Ebbe und Flut. Zu einer besonders hohen Flut kommt es zum Beispiel wenn Erde, Mond und Sonne in einer Reihe stehen. Dieses Phänomen wird auch als Springflut bezeichnet.
Sicher ist den einen oder anderen bereits aufgefallen, dass es an der Ostsee keine Ebbe und Flut gibt. Aber warum gibt es an der Ostsee keine Gezeiten?
An der Ostsee gibt es sehr wohl Gezeiten. Auch hier haben Anziehungskraft des Mondes und Fliehkraft der Erde seine Auswirkung. Aber da die Wassermassen der Ostsee sehr gering sind im Vergleich zu den Ozeanen und die Verbindung zu den Ozeanen nur sehr schmal ist, kommt es an der Ostsee nur zu sehr kleinen Anhebungen und Senkungen des Wasserspiegels. Ebbe und Flut beträgt hier nur 10-20 cm, was kaum merkbar ist.
Ebbe und Flut hängt also auch von der Größe der Wasserfläche ab.